Ein Pflegeheim ist baulich und personell hervorragend auf die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen eingerichtet. Aus Sicht der betroffenen Person wird allerdings nur selten der Wunsch geäußert, in ein Pflegeheim umzuziehen. Viele Jahre lang wurde dafür gearbeitet, sich den eigenen schönen Ort zum Leben einzurichten, vielleicht mit Mittel für ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung aufzubringen. Und nun soll ich das alles wieder aufgeben? Was für ein großer Verlust für mein eigenes Dasein.
Weiterhin zu Hause leben
Die Pflege zu Hause zu lösen kann bedeuten, im vertrauten Umfeld zu bleiben. Das bietet vor allem für Menschen mit einer Demenzerkrankung eine gute Orientierung. Auch ein alter Baum möchte schließlich nicht noch einmal neu verpflanzt werden. Die 24 Stunden Pflege zu Hause kann auch damit verbunden sein, die eigenen Angehörigen weiterhin in der Nähe zu haben. Das muss nicht heißen, dass Angehörige die komplette Pflege vollständig übernehmen. Auch Pflegekräfte aus Osteuropa können eine sinnvolle Unterstützung sein.
Vorteile des Pflegeheims
Natürlich kann auch die Unterbringung im Pflegeheim ihre Vorteile haben: Hier ist das geschulte Pflegepersonal rund um die Uhr verfügbar. Die Pflegekräfte arbeiten in Schichten, alles ist im Idealfalle gut organisiert. Die Küche ist auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohner gut eingestellt und die Räumlichkeiten sind barrierefrei und verfügen über keinerlei Stolperfallen. Das Zimmer im Pflegeheim liegt idealerweise im Erdgeschoss und falls nicht, dann steht ein Fahrstuhl zur Verfügung. Die entsprechenden baulichen Maßnahmen müssen bei der Betreuung zu Hause erst einmal eingerichtet werden. Wird eine externe Betreuungsperson[1] mit in die Aufgaben der Pflege einbezogen, so benötigt diese meistens auch eine Unterkunft in der Wohnung der pflegebedürftigen Person.
Vorteile der Pflege zu Hause
Das vertraute Umfeld der eigenen Wohnung bietet mehr Orientierung. Vor allem dann, wenn das Leben aufgrund einer Demenzerkrankung bereits komplizierter geworden ist, kann das vertraute Umfeld das Gefühl der Sicherheit erhöhen. Liebgewonnene Möbelstücke werden weiterhin genutzt und das Familienalbum mit den Erinnerungen liegt in der richtigen Schublade. Natürlich verfügt die erkrankte Person in der eigenen Wohnung auch über mehr Autorität als im neuen Umfeld. Die zu pflegende Person kann weiterhin gut in die vertrauten Aktivitäten mit der Familie eingebunden werden. Im Pflegeheim werden die Zeiten für das gemeinsame Speisen und auch die Schlafenszeit meistens vorgegeben. Bei der Pflege zu Hause lässt sich das nach den Bedürfnissen der betroffenen Person gestalten.
Der MDK-Besuch
Die Pflegebedürftigkeit eines Menschen wird über sogenannte Pflegegrade beschrieben.[2] Bevor der Pflegegrad definiert wird, steht der Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung an. Diese Gutachter können Pflegekräfte sein, aber auch Ärztinnen und Ärzte. Der MDK überprüft, ob die Pflegebedürftigkeit im Sinne der gesetzlichen Regelungen gegeben ist und nimmt die Einordnung im Sinne der Pflegegrade vor.[3]
Die Vorbereitung auf dem MDK-Besuch
Die aktuelle Lebenssituation der pflegebedürftigen Person sollte im Vorfeld genau dokumentiert werden. Nehmen sie eine Analyse der Mobilität, der kommunikativen und kognitiven Fähigkeiten, der psychologischen Problemlagen und der Ausgestaltung der sozialen Kontakte und des Alltagslebens vor. An dieser Dokumentation ist nichts zu beschönigen und auch die betroffene Person sollte entsprechend vorbereitet werden, dass die Situation möglichst realistisch beschrieben wird. Sehen Sie sich im Vorfeld den Fragekatalog des MDK an. Sie erkennen dadurch, welche Faktoren für die Bewertung der persönlichen Pflegesituation relevant sind.
So wichtig ist das Pflegetagebuch
Das Pflegetagebuch erfüllt wichtige Funktionen, wenn ein Mensch zum Pflegefall wird.[4] Auch für die Pflegekasse spielt das Pflegetagebuch im Zusammenhang mit dem Antrag bei der zuständigen Pflegekasse eine wichtige Rolle. Die Größenordnung dieser Unterstützung wird vom täglichen Aufwand für die Pflege und der Betreuung bemessen. Bei der Zuordnung des Pflegegrads spielt das Pflegetagebuch eine nicht unerhebliche Rolle: Der tägliche Aufwand für die Pflege wird im Pflegetagebuch festgehalten. Das Tagebuch findet entsprechende Würdigung bei der Beurteilung des Gutachtgers. Ein Pflegetagebuch sollte mindestens die vergangenen sieben Tage vor der Begutachtung dokumentieren.
Die präzise Dokumentation
Häusliche Pflege ist eine zeitintensive Angelegenheit. Angehörige, die einen pflegebedürftigen Menschen pflegen, können sich am Abend manchmal kaum daran erinnern, welche Aufgaben und Arbeiten im Verlauf des Tages durchgeführt worden sind. Klarheit schafft in diesem Zusammenhang das Pflegetagebuch. Hier werden alle Tätigkeiten, die mit der Pflege zusammenhängen, präzise dokumentiert. Durch die klare Erfassung der Daten gehen keine Tätigkeiten „verloren“, egal wie unscheinbar sie wirken. Auch vermeintlich unbedeutende Tätigkeiten, wie etwa das Schneiden von Lebensmitteln in kleine Portionen, werden m Pflegetagebuch festgehalten.
Mehr als ein Schätzen der Zeit
Bei der Dokumentation über das Pflegetagebuch ist es wichtig, den Zeitaufwand für die Tätigkeiten der Pflege genau zu erfassen. Das Schätzen der Zeit für die Hilfeleistungen ist dabei nicht ausreichend. Die Arbeitsabläufe sollten genau mit der Uhr gestoppt und entsprechend dokumentiert werden. Die täglichen Aufgaben für Pflegegrad 2 müssen mindestens 45 Minuten erreichen. Dabei spielt jede Minute eine Rolle.
Ein abgelehnter Pflegegrad
Es kann viele Gründe dafür geben, dass ein beantragter Pflegegrad abgelehnt wird. Dies muss nicht notwendigerweise bedeuten, dass keine Pflegebedürftigkeit vorliegt. Zunächst ist es wichtig zu analysieren, warum es eine Ablehnung gegeben hat.
Der Grund für die Ablehnung
Ein unzureichend oder falsch ausformulierter Antrag kann dazu führen, dass der Antrag auf Pflegegeld zu einer Ablehnung führt. Pflegebedürftige Menschen neigen dazu, die eigene Situation „schön zu färben“, sich selbst von der besten Seite zu zeigen. Manchmal ist es auch unangenehm die ganze Entwicklung in allen Aspekten aufzuzeigen. Der Begutachter sieht immer nur einen Ausschnitt aus dem Leben der betroffenen Person. Manchmal findet die Begutachtung auch an einem besonders guten Tag statt. Das kann die Einschätzung für den Pflegegrad verzerren.
Wenn der schriftliche Bescheid kommt…
Nach der Begutachtung durch den MDK wird ein schriftlicher Bescheid zur Einstufung des Pflegegrads zugestellt. Dieser kann zu drei möglichen Situationen führen:
1. Die Pflegebedürftigkeit wurde korrekt eingestuft. Die betroffenen Personen müssen dann nicht handeln.
2. Der Antrag führte zu einer zu niedrigen Einstufung der Pflegebedürftigkeit. Hier kann ein Wiederspruch sinnvoll sein. Der Pflegegrad 1 enthält deutlich weniger Pflegeleistungen.
3. Auch eine komplette Ablehnung der Pflegebedürftigkeit ist möglich. In diesem Falle können Sie ebenfalls einen Widerspruch einlegen.
Widerspruch einlegen
Dokumentieren Sie, an welchen Inhalten die Einstufung falsch ist. Welche Punkte wurden vom Gutachter falsch erfasst. Welche Hilfeleistungen sind nicht in den Bescheid eingeflossen. Die Frist für den Widerspruch ist auf dem Bescheid aufgeführt. Diese müssen Sie einhalten, sonst verfällt Ihr Recht auf den Widerspruch. Sie können den Widerspruch zunächst auch ohne Begründung einreichen und die Begründung dann nachliefern. Nutzen Sie für den Widerspruch unbedingt ein Einschreiben mit Rückschein als Nachweis. Es ist auch möglich, beim Formulieren des Widerspruchs einen Experten hinzuzuziehen.[5]
Was passiert nach dem Widerspruch?
Wurde der Widerspruch fristgerecht eingereicht, dann wird dieser von der Pflegekasse geprüft. Daraufhin gibt es zwei Optionen:
1. Die Pflegekasse akzeptiert den Widerspruch
2. Ein weiterer Termin mit einer neuen Begutachtung durch den MDK findet statt. Hierbei wird ein Widerspruchsgutachten durchgeführt. Eine erneute Ablehnung kann dann beim Widerspruchsausschluss vorgetragen werden. Auch eine Klage beim Sozialgericht ist möglich.
Die Umgestaltung der Wohnung
Bei einer Pflege in einer stationären Einrichtung können Sie davon ausgehen, dass die Räumlichkeiten pflegegerecht gestaltet sind.[6] Bei einer Pflege zu Hause muss dies oft erst durch Umbaumaßnahmen geschaffen werden. Wer sich ein Haus kauft oder bauen lässt, denkt in der Regel noch nicht primär daran, dass hier eines Tages auch eine Pflege gewährleistet werden muss. Wenn ein Familienmitglied dann zum Pflegefall wird, ändern sich die Ansprüche an den Wohnraum: Überall gibt es Stolperfallen und Probleme. Dann wird es erforderlich, die eigenen vier Wände (oder auch die gemieteten) pflegegerecht zu gestalten, damit die 24-Stundenpflege durchgeführt werden kann.
Umbaumaßnahmen für die 24-Stunden Pflege
Fugen im Bodenbelag und kleine Stufen können für pflegebedürftige Menschen zur Stolperfalle werden. Für Menschen mit einer Parkinson-Erkrankung werden solche kleinen Unfeinheiten manchmal subjektiv zu einem unüberwindbaren Hindernis. Eine gute Beleuchtung hilft der Orientierung. Auch Bewegungsmelder, die das Licht automatisch einschalten, sind eine gute Hilfe. Der Bodenbelag sollte immer rutschfest sein, ein Teppichboden darf keine Stolperfalle sein. Ein Laminat- oder Parkettfußboden bietet oft den besseren Tritt. Farbliche Markierungen können dabei helfen, das Treppensteigen zu erleichtern. Ein Treppenlift kann im Bedarfsfall den pflegebedürftigen Menschen zusammen mit dem Rollstuhl befördern. Eine Haustürklingel mit Freisprecheinrichtung gibt der betroffenen Person viel Autonomie. Diese kann auch eine Funktion zur Verfügung stellen, die Haustür von der Wohnung auf zu öffnen.
Das pflegegerechte Badezimmer
Zur Grundausstattung der pflegegerechten Wohnung gehören auch Haltegriffe im Badezimmer und die barrierefreie Dusche. Der Eintritt in die Duschkabine sollte ohne Überschreiten einer Schwelle möglich sein. Oft ist die Dusche die bessere Lösung für die Reinigung einer pflegebedürftigen Person als die Badewanne. Ein entsprechender Umbau kann sinnvoll sein. An der Toilette kann eine Sitzerhöhung sinnvoll sein. Waschtische müssen auch mit dem Rollstuhl genutzt werden können.
Die Breite der Türen
In manchen Wohnungen ist es auch erforderlich die Breite der Türen zu erhöhen. Können diese problemlos mit einem Rollstuhl durchfahren werden? Sind Türen von tragenden Wänden umgeben, kann eine solche Verbreiterung zu einem baulichen Problem werden.
Die Einrichtung des Pflegezimmers
Das Schlafzimmer wird meistens als Pflegezimmer eingerichtet. Aber auch das Wohnzimmer kann zum Pflegezimmer werden. Ein Pflegezimmer sollte ein Ort der Ruhe sein. Es sollte die betroffene Person aber auch nicht isolieren. Das Pflegezimmer sollte immer gut zu belüften sein und über die Option der adäquaten Verdunkelung verfügen.
Die Grundpflege
In drei Bereiche können im Zusammenhang mit einer 24-Stunden-Betreuung die Tätigkeiten der Grundpflege aufgeteilt werden.[7] Das sind:
- Die Körperpflege: Vom Waschen, Duschen bis zum Rasieren und dem Toilettengang.
- Die Ernährung: Das mundgerechte Zubereiten der Nahrungsmittel.
- Die Mobilität: Vom Aufstehen bis zur Hilfe beim Zubettgehen, die Unterstützung beim Treppensteigen und auch beim Ankleiden und Auskleiden. Auch die Hilfe beim Verlassen und dem Wiederaufsuchen der Wohnung fällt unter die Tätigkeiten der Mobilität.
Zusätzlich zur Grundpflege stehen bei pflegebedürftigen Menschen meistens auch die Hilfe bei der Hauswirtschaft an. Welche Unterstützung benötigt die betroffene Person im Haushalt? Hauswirtschaftliche Tätigkeiten können das Kochen und das Einkaufen sein, auch das Geschirrspülen und das Waschen der Kleidung.
Beschäftigung für Menschen mit der Demenzerkrankung
Eine 24-Stunden-Betreuung von Menschen, die an Demenz erkrankt sich, bedeutet mehr als das Zubereiten von Speisen und die tägliche Reinigung im Badezimmer. Es geht auch um die Ausgestaltung des Tages.[8] Und da ist meistens viel mehr möglich, als nur im Sessel zu sitzen und abzuwarten, wie die Zeit vergeht. Ein aktives Leben, soweit dies eben noch möglich ist, kann der Vereinsamung entgegenwirken und auch einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Krankheit nehmen. So kann etwa gemeinsames Kochen den Tagesablauf positiv beeinflussen und auch Spiele sorgen für Lebensfreude und gute Laune.
Vermeiden Sie Überforderungen
Es ist schon ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen nötig, herauszufinden, welche Aktivitäten dem Tagesablauf eine positive Struktur geben können, ohne dass die erkrankte Person überfordert wird. Sorgen Sie mit kleinen und einfachen Herausforderungen für Erfolgserlebnisse. Diese stärken das Selbstwertgefühl und sorgen für die richtige Motivation bei weiteren Aufgaben. Bei einer leichten Demenz kann ein Gedächtnisspiel noch zu einer interessanten Aufgabe werden, bei Fortschreiten der Krankheit führt das zur Verunsicherung. Behalten Sie den Verlauf der Krankheit immer im Blick und berücksichtigen Sie auch die Tagesform der betroffenen Person.
Die individuelle Gestaltung des Tagesablaufs
Beziehen Sie auch die persönlichen Vorlieben und Talente des Menschen mit ein. Vielleicht hat die Person früher gerne musiziert oder gemalt? Es ist manchmal erstaunlich, welche Fertigkeiten noch verfügbar sind. Vorteilhaft sind auch immer etwas körperliche Aktivität und der Ausflug an die frische Luft. Wer nur noch im Sessel sitzt, leidet schnell an Depressionen. Wer sich noch bewegt, soweit die möglich ist, hält Körper und Geist agil.
Die Demenzerkrankung und die Kommunikation
Die Kommunikation mit einem Menschen, der unter einer Demenzerkrankung leidet, kann zu einer Herausforderung werden. Die Fertigkeiten des verbalen Dialogs können eingeschränkt sein und auch der gestische Dialog kann zum Problem werden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die betroffene Person nicht mehr mitzuteilen hat. Auch demenzkranke Meschen haben Bedürfnisse, die sie artikulieren möchten. Das Verlangen nach zwischenmenschlicher Interaktion geht nicht notwendigerweise verloren. Die Sprache dringt nur nicht mehr direkt nach außen.
Die Pflegeperson stellt sich auf den Patienten ein
Die Pflege- oder Betreuungsperson hat die Aufgabe, sich auf den Menschen mit eingeschränkter Kommunikation einzustellen. Umgekehrt gelingt dies häufig nicht mehr. Dies bedeutet viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Auch auf Wiederholungen sollte entsprechend geantwortet werden. Es hilft wenig, eine an Demenz erkrankte Person daran zu erinnern, dass eine Frage bereits vor fünf Minuten beantwortet wurde. Daran kann sich der Mensch womöglich nicht mehr erinnern. Ein Eingehen in die spezielle Sichtweise und Realität der Zielperson ist wichtig.
Erinnerungshilfen für die Kommunikation
Informationen auf kleinen Zetteln am richtigen Ort können eine Hilfe für die Bewältigung des Alltags von Demenzpatienten sein. Diese können etwa am Badezimmerspiegel oder am Kühlschrank kleben. Das können kurze Erinnerungen in Form von Wörtern oder kurzen Sätzen sein, wenn die Zielperson noch die Fertigkeit beherrscht zu lesen. Alternativ bieten sich auch kleine Piktogramme an. Das Familienalbum kann eine Unterstützung dabei sein, sich wieder an die Familienmitglieder zu erinnern. Vor allem emotionale Erinnerungen können eine gute Hilfe sein.
Demenzpatienten mit Schwerhörigkeit
Eine besondere Pflege-Herausforderung ergibt sich auch in bei Menschen, die sowohl an einer Demenzerkrankung und der Schwerhörigkeit leiden. Beides kann gemeinsam mit fortschreitendem Alter auftreten und beides lässt sich nicht immer gut voneinander abgrenzen. Auch im Kontext der Demenz-Diagnostik kann eine gleichzeitige Schwerhörigkeit zu Problemen führen.[9]
Die innere Isolation vermeiden
Eine innerliche Isolation kann die Folge sein, wenn der Mensch aufgrund seiner Schwerhörigkeit nicht mehr allen Abläufen in seinem Umfeld folgen kann. Ganz ähnliche Folgen kann auch die Demenzerkrankung haben. Wird das Gehirn nicht mehr entsprechend stimuliert und herausgefordert, so kann das die Demenzerkrankung fördern. Beide Effekte beeinflussen sich gegenseitig im negativen Sinne. Manche Menschen vermeiden aufgrund ihrer Demenz zunehmend die Kommunikation, um peinliche Situationen zu vermeiden.
Die Aufgabe der Pflegeperson
Es ist dann die Aufgabe der Pflegepersonen, die betroffene Person zu animieren, weiter aktiv am Leben teilzunehmen. Manchmal kann das geschriebene Wort eine Hilfe sein, manchmal sind auch technische Lösungen, wie etwa ein neues Hörgerät eine gute Lösung. Die Pflegeperson sollte darauf achten, dass das Hörgerät auch getragen wird, so dass die betroffene Person sich nicht der Kommunikation entzieht.
Die 24 Stunden Pflege in der Nacht
Menschen mit einer Demenzerkrankung leiden nicht selten auch an Schlafstörungen. Der gesunde Mensch schläft rund acht Stunden pro Nacht. Manche Menschen benötigen etwas weniger Schlaf, andere schlafen gerne etwas länger. Wir verschlafen also rund ein Drittel unseres Lebens. Ohne Schlaf kann der Mensch nicht leben und der Zugriff auf unser Gedächtnis und der gesunde Schlaf sind unmittelbar miteinander verbunden. Wer dauerhaft zu wenig schläft, leidet auch an einer geringeren mentalen Leistungsfähigkeit.
Der Schlaf im Alter
Mit fortschreitendem Alter schläft der Mensch tendenziell weniger tief. Der Schlafrhythmus im Alter ist kürzer und der äußere Zeitgeber aus Licht und Dunkelheit spielt eine geringere Rolle. Die Schlafphasen werden kürzer und dies nicht nur aus körperlichen Bedürfnissen. Es gibt auch eine Wechselwirkung zwischen der Demenz und dem Schlaf: Schlechter Schlaf verstärkt die Symptome der Demenz. Es gibt aber auch eine umgekehrte Wirkung: Die Demenzerkrankung kann auch die Ursache für den schlechten Schlaf sein.
Schlafstörungen erhöhen das Demenzrisiko
Wer schlecht schläft, hat ein höheres Risiko an einer Demenzerkrankung zu leiden. Schlafstörungen sind eng mit der Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn verbunden. Gesunder Schlaf stärkt das Drainage-System im Gehirn.[10] Dieses System hilft dabei, schädliche Stoffwechselprodukte abzubauen. Diese Funktion kann dabei helfen, das Demenzrisiko zu senken.
Die Demenz als Grund für die Schlafstörung
Menschen, die unter einer Demenzerkrankung leiden, haben auch überproportional häufig Probleme mit Schlafstörungen. Schlaf Apnoe ist bei rund 80 Prozent aller Menschen mit einer Demenzerkrankung zu beobachten. Kennzeichnend sind ein gestörter Wach-Schlaf Rhythmus und ein häufiges „Einnicken“ am Tag. Unruhe und Verhaltensauffälligkeiten am Abend, auch „Sundowing“ sind bei an Demenz erkrankten ein typisches Symptom.
Belastungen für die Pflegekräfte
Schlafstörungen bei Menschen mit Demenzerkrankung kann vor allem auch für die Pflegepersonen zu erheblichen Belastungen führen. Die Betreuung in der Nacht wird zu einer besonderen Herausforderung. Auch pflegende Angehörige oder Pflegekräfte aus Osteuropa benötigen ihre Nachtruhe. Wer als Pflegekraft schlecht schläft und häufig geweckt wird, ist auch am Tag weniger Leistungsfähig. Hier gilt es die Balance zwischen der pflegerischen Notwendigkeit und den persönlichen Bedürfnissen der Pflegeperson ins Gleichgewicht zu bringen.
Die 24-Stunden-Pflege nach einem Schlaganfall
Nicht immer führt der Schlaganfall zu einer dauerhaften Pflegebedürftigkeit. Die adäquate Behandlung sollte aber unmittelbar nach dem Vorfall eingeleitet werden. Ursachen für den Schlaganfall sind meistens Durchblutungsstörungen im Gehirn oder Hirnblutungen. Eine frühzeitige ärztliche Hilfe bietet die besten Chancen auf gute Therapie-Chancen.[11]
Folgen eines Schlaganfalls
Der Schlaganfall kann vorübergehend oder dauerhaft zu einer Pflegebedürftigkeit führen. Dies gilt sowohl für ältere, wie auch für jüngere Schlaganfallpatienten. Folgen des Schlaganfalls können Orientierungsprobleme, Sprachstörungen, Störungen des Sehvermögens, Lähmungen in den Beinen und den Armen, sowie Vergesslichkeit sein.
Anforderungen an die Pflege von Schlaganfallpatienten
Die körperliche und psychische Situation eines pflegebedürftigen Menschen nach einem Schlaganfall kann sich kontinuierlich verändern. Die Pflegeperson muss den Verlauf der Einschränkungen dokumentieren und die Pflege situationsbedingt anpassen. Die pflegebedürftige Person muss stets ausreichend mit Flüssigkeit versorgt sein, auch dann, wenn eine Blasenschwäche oder Inkontinenz eingetreten ist. Flüssigkeitsarmut kann zu einem weiteren Schlaganfall führen. Beim Einkleiden sollte zunächst immer die die erkrankte (unbewegliche) seine Angekleidet werden. Diese wird auch zuletzt ausgezogen. Schuhe dürfen nicht zu eng geschnürt werden. Die Reinigung in der Dusche ist für Schlaganfallpatienten mit eingeschränkter körperlicher Mobilität oft leichter als das Wannenbad. Nach einem Schlaganfall kann die Fähigkeit zu sprechen eingeschränkt sein. Dies erfordert von der Pflegeperson ein sensibles Einfühlungsvermögen, um auf die Bedürfnisse des Menschen einzugehen und entsprechend zu reagieren. Die nonverbale Kommunikation kann dann eine große Rolle spielen.
24-Stunden-Betreuung von Aphasie Patienten
Eine Demenzerkrankung kann auch dazu führen, dass ein Mensch die Fertigkeit verliert, sich über die Sprache auszurücken. Dies ist mit besonderen Herausforderungen für die Pflege verbunden. Genau genommen ist es die Sprache, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Der Großteil unserer Kommunikation erfolgt über diesen Weg. Wie drückt sich ein Mensch aus, der die Fertigkeit verloren hat, zu sprechen?
Kommunikation mit Menschen mit Aphasie
Ein Mensch, der sich nicht mehr mit Hilfe der Sprache ausdrücken kann, hat verfügt weiterhin über Gefühle, Wünsche und seine bisherigen Lebenserfahrungen. Er kann diese aber nicht mehr gut ausdrücken. Die Kommunikation (und damit auch die Pflege) mit Menschen mit einer Aphasie-Erkrankung setzt deshalb viel Geduld und Einfühlungsvermögen voraus. Der Blickkontakt spielt eine entscheidende Rolle und kann im Zusammenhang mit Mimik und Gestik einen erheblichen Teil der verbalen Kommunikation ersetzen. Nicht wenige Menschen, die unter einer Aphasie leiden, sind immer noch des Schreibens mächtig. Halten Sie in diesem Fall immer einen Stift und einen Notizblock für die Kommunikation aufrecht. Manchmal ist es auch noch möglich, sich mit Hilfe einer Computertastatur zu verständigen.
Kurze Sätze formulieren
Eine Aphasie kann auch zur Folge haben, dass die betroffene Person die Pflegekraft nicht mehr versteht. Wenig hilfreich ist es dann, lauter zu sprechen. Es kann aber sinnvoll sein, die Sätze zu vereinfachen. Das muss dann aber auch keine „Babysprache“ sein und auch kein „Telegrammstil“. Die korrekte Grammatik macht die Kommunikation einfacher.
Geduld und zuhören
Die Sätze eines Aphasie-Patienten brauchen manchmal etwas länger. Nehmen Sie sich die Zeit, bis alle Worte zu Ende gesprochen wurden und vermeiden Sie Unterbrechungen. Es ist auch nicht notwendig die letzten Worte eines Satzes mitzusprechen oder zu Ende zu sprechen. Manchmal hilft auch ein kleines Ratespiel, herauszufinden, was gemeint ist.
Die besondere Herausforderung: Demenz und Migration
Die erste Welle der Einwanderung in Deutschland fand in den 1950er Jahren statt. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund älter werden. Und so kann vor allem auch die Demenzerkrankung von Migranten zu einer großen Herausforderung werden. Die ersten Migranten kamen von Italien nach Deutschland, anschließend zunehmend aus der Türkei. Ursprünglich war gar nicht geplant, dass die „Gastarbeiter“ dauerhaft in Deutschland bleiben. Doch Deutschland wurde für viele Migranten erst zum neuen Lebensmittel, später auch zur Heimat. Migranten, die in den 1950er Jahren ungefähr 20 Jahre alt waren, haben das Lebensalter von 80 mittlerweile längst überschritten. Dies ist das Alter, in dem mit einer Pflegebedürftigkeit zunehmend zu rechnen ist.
Demenz ohne ethnische Grenzen
In Deutschland leben ungefähr 16,5 Menschen mit Migrationshintergrund. Hiervon sind knapp eineinhalb Millionen Menschen älter als 65 Jahre. Rund 108.000 Migranten sind von einer Demenzerkrankung betroffen. Diese Zahl könnte in den kommenden Jahren steigen, ganz analog zur generellen Pflegebedürftigkeit. Die besondere Herausforderung für Migranten mit einer Demenzerkrankung muss auch in der Pflege eine Berücksichtigung finden.[12]
Wenn Migranten die Deutsche Sprache verlernen
Eine Demenzerkrankung zeigt sich vor allem auch dadurch, dass die Gedächtnisspuren aus der jüngeren Zeit verblassen. Die Erinnerungen und Fertigkeiten aus den jüngeren Jahren bleiben jedoch erhalten. Dies kann dazu führen, dass die Muttersprache eines Migranten noch im Gehirn gespeichert bleibt. Eine Sprache, die im Verlauf des Berufslebens erworben wurde, gerät allerdings in Vergessenheit. Dies führt nicht selten zu Kommunikationsproblemen mit den Pflegepersonen und Ärzten. Rückzug und Isolation können die Folgen sein. Die adäquate Inanspruchnahme von Therapieangeboten wird zu einem Problem.
Sprachprobleme können zur Fehldiagnose führen
Probleme mit der Deutschen Sprache können auch die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose erhöhen. Tests sind nicht mehr zutreffend, die Mitwirkung der Betroffenen wird zu einem Problem. Das Verständnis einer Krankheit kann auch kulturell gefärbt sein. Wer seine Krankheit nicht mit Lösungsansätzen verbinden, sondern ggf. als „Strafe Gottes“ versteht, kann in Konflikte mit den Hilfsangeboten geraten. Pflege für Menschen mit Migrationshintergrund kann deshalb auch bedeuten, die Angebote an die spezifischen Lebensverhältnisse der Migranten und deren kulturellen Hintergrund anzupassen.
Lösungsansätze für die Pflege von Menschen mit Migrationshintergrund
Arbeitsmaterialien, Filme und Broschüren über die Demenz können sprachlich angepasst werden. Sprichwörter und Erinnerungskarten sollten nach Möglichkeit in der Heimatsprache der Betroffenen formuliert sein. Die muttersprachliche Beratung und Aufklärung über die Erkrankung sind sinnvoll. Falls möglich, können auch Fachkräfte mit Sprachkenntnissen in der Muttersprache der betroffenen Person eingesetzt werden. Auch die Familie der erkrankten Person, die sowohl die deutsche Sprache, wie auch die Muttersprache des Betroffenen beherrscht kann eine wichtige Hilfe sein.
Die Palliativpflege
Auch ein Mensch, der sich in einer unheilbaren Situation befindet, benötigt Pflege. Dies wird dann als Palliativpflege bezeichnet. International hat sich der Begriff „End-of-Life-Care“ durchgesetzt. Früher wurde die Palliativpflege vor allem in Hospizen realisiert, heute kann die Pflege am Lebensende auch zu Hause umgesetzt werden. Der Vorteil einer Palliativpflege zu Hause ist vor allem der enge Kontakt zu den Angehörigen und das vertraute Umfeld der eigenen vier Wände.[13]
Der Grundsatz der Palliativpflege
Die Palliativpflege ist als ein strukturierter und bedürfnisorientierter Pflegeprozess zu verstehen. Die subjektiven Wünsche und Bedürfnisse der betroffenen Person stehen im Vordergrund. Hierbei können die Würde und die Autonomie wichtiger sein als die pflegerischen und medizinischen Notwendigkeiten. Eine Überversorgung an Pflege ist in diesem Sinne kontraproduktiv. Die Akzeptanz des Sterbens gehört zum Selbstverständnis der Palliativpflege mit dazu. Die Wiederherstellung der Gesundheit ist keine Zielsetzung der Palliativpflege mehr. Das Leben soll weder verlängert, noch verkürzt werden. Die verbliebene Lebenszeit ist so würdevoll auszugestalten, wie es möglich ist.
Wer darf pflegen?
Es gibt keine gesetzliche Bestimmung darüber, wer die die Palliativpflege durchführen darf. Das kann von ausgebildeten Pflegekräften, von Betreuungspersonen aus dem Ausland oder auch von den Angehörigen aus der Familie oder Verwandtschaft erfolgen. Eine möglichst gute Anbindung an vertraute Personen ist wünschenswert.
Die Aspekte der Bedürfnisorientierung
Zunächst einmal richtet sich die Palliativpflege an die körperlichen Bedürfnisse der betroffenen Person. Hierbei steht im Vordergrund, die Schmerzen und Symptome zu lindern. Diesem Ziel ist eine exakte Pflegediagnostik voranzustellen. Auch die psychische Dimension ist wichtig. Unheilbare Krankheiten werden sowohl von dem betroffenen Menschen, wie auch von den in die Pflege involvierten Personen als Grenzsituation wahrgenommen. Das Bewusstsein des Todes bringt den Menschen immer an seine Grenzen. Wichtig ist sind für alle Beteiligten Möglichkeiten, die eigenen Emotionen ausdrücken und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Auch die spirituelle Dimension kann im Kontext der Palliativpflege eine wichtige Rolle spielen. Hierbei geht es um den seelsorgerischen Beistand im Zusammenhang mit dem Weltbild des betroffenen Menschen.
Quellenangaben (Stand 31.05.2021)
[1] www.deutsche-seniorenbetreuung.de
[4] www.deutsche-familienversicherung.de